Der Morgen geht los, wie jeder andere Morgen auch. Muddi erwartet uns beim Fruehstueck und nippt am Kaffee. Doch irgendetwas ist anders.

Sie hat alle Suessspeisen auf Ihrem Tisch versammelt, damit Junior nicht zu viel Zucker bekommt. Sonst dreht er wieder so am (Hinter-)Rad. Das fuehrt allerdings dazu, dass er nicht so richtig auf Touren kommt. Und trotzdem stellen wir fuer diese MoFa-Tour einen neuen Rekord auf, indem wir schon um 09:20 das Hotel Richtung Nordosten verlassen. Offroad steht fuer heute auf dem Plan.

Niko, der Concierge hat uns vor der Abreise noch Restaurant-Tipps fuer den Weg mitgegeben. Auf Deutsch uebrigens. Junior´s Sprachkenntnisse waren hier leider ueberhaupt nicht von Nutzen. Niko war einfach zu jung. Der konnte kein serbo-kroatisch. Dafuer aber Deutsch und Englisch. Unser Sprachsachverstaendiger hatte versagt. Das laesst Zweifel an der Planung aufkommen. Wir erinnern uns, dass das Wetter zu Beginn der Reise auch nicht den Katalogbildern entsprach.

Doch wir kommen nicht wirklich weit. Noch vor dem Mittag kehren wir in ein kleines Lokal am Strassenrand ein, eigentlich nur, um EIN Kaeffchen zu trinken. Der Wirt ist heilfroh, dass Junior auslaendisch spricht und sich mit ihm unterhalten kann. Aber sein Sohn kann englisch und steht fuer den Notfall schon zum Uebersetzen bereit. Junior sieht als erstes die bunte Menu-Karte. Darauf ein Riesenbild von Spare Ribs. Der Wirt wittert seine Chance und bietet sie feil. Unser Zoegern kontert er blitzschnell mit einem Angebot: Wenn die Rippchen nicht schmecken, muessen wir sie nicht bezahlen. Da kann Junior nicht „Nein“ sagen. Also gibt es als zweites Fruehstueck einen Teller voll mit Spare Ribs.

Vor der Weiterfahrt geht´s dann noch einmal in die Keramik-Ausstellung, damit nichts in der Windel landet. Hier in Suedosteuropa sind die in unseren Groessen naemlich schlecht zu bekommen.

Die Beschriftung ist eindeutig.

Mit vollem Magen und somit auch tiefergelegten Mopeten geht es ab ins Gemuese. Nach kurzem Ritt kommt uns auf der grob geschotterten Piste eine Dame aelteren Alters (65+) in voller Mountainbike-Kluft und voller Fahrt entgegen. Sie winkt und laechelt freundlich, wie uebrigens alle Einheimischen. Wir sind beliebt. Ob´s an unseren Motorradern liegt? Wir wissen es nicht.
Keine 500m dahinter treffen wir ihren Mann. Ebenso aelteren Jahrgangs, aber fit wie ein Turnschuh. Als ich direkt neben ihm bin, zeigt er an, dass ich bitte anhalten soll. Bei Highspeed werfe ich den Wurfanker. Da Junior hinter mir faehrt aber besser nach vorn, damit niemand verletzt wird. Ich komme schlagartig zum Stand. Der Anker ist abgerissen und rollt, immer schneller werdend, die Boeschung hinunter. Und die ist hier ca 600m tief. Aber die Sprachbarriere macht eine Verstaendigung zu unserer beider Bedauern unmoeglich. Junior greift ein. Die Frage nach dem Weg kann unser Kleiner aber leider nicht beantworten. Trotzdem bekommen wir noch eine Information mit auf den Weg. Der Weg wird bald zu Ende sein. Durchkommen nicht moeglich.

Das wollen wir ja mal sehen!

Wir verabschieden uns und fahren zuegig weiter. 2 Kurven spaeter, auf einer abschuessigen Rampe, muss ich schon wieder ein Nothalt-Manoever einleiten. Irgendein Spassvogel hat Draht ueber den Weg gespannt. Sieht aus wie Strom.

Die Welt ist zu Ende. Wir muessen umdrehen, auf engstem Raum. Nachdem wir alle drei MoFa´s gewendet haben, retten wir uns mit letzter Kraft bergan auf eine kleine Lichtung.

 
Und da bauen wir erst einmal das Sauerstoffzelt auf. Leider habe ich den Adapter fuer den Sauerstoffschlauch zu Hause vergessen. Das Zelt kann also direkt wieder eingepackt werden.

Dafuer habe ich die Haare schoen und ein tolles Katzen-Video bei JuhTjube gefunden. Das rettet die Stimmung aber leider auch nicht mehr. Die duenne Luft hier oben fuehrt zu Sprachaussetzern.

Als_ l_ssen w_r das m_t der Un_erhal_ung bes_er sein und schwi_gen uns in de_ Sat_el.

Kaum sind wir wieder losgefahren, will Junior sein MoFa kaputtschrauben und bringt die Gruppe erneut zum Stehen.

Durch mein beherztes Eingreifen …

Schau mal, das macht man so!

… halte ich den Zeitverlust in Grenzen. Aber wo ist Muddi?

Ich glaube, sie liegt hinter dem Motorrad und ist eingeschlafen. Aufstehen!!! Wir haben doch keine Zeit! 5min spaeter wieder Pause. Dieses Mal zum Ablitern. Danach beschreite ich die geplante Strecke und evaluiere die Chancen und Risiken fuer eine Weiterfahrt.

Leider komme ich mit schlechten Nachrichten zurueck. Ich habe dort oben Spuren von einem Wolf entdeckt. Um die Familie Isegrimm nicht zu stoeren, verlegen wir die Strecke und fahren einen kleinen Umweg von 129km.

Aber nicht, bevor wir ein kleines Nickerchen eingelegt haben.

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Diese Ruhe ist herrlich. Eins mit der Natur. Wie koennen wir jemals wieder auf Asphalt fahren? Und wir stellen entzueckt fest – Wir sind inzwischen zu Motorrad-Vegetariern geworden. Gemuese kann durch nichts ersetzt werden als durch noch mehr Gemuese. Alles was zaehlt ist Gemuese. Also suchen wir weiter nach dem perfekten Trail.

Dass wir alle 5min Minuten anhalten und Einheimische nach den besten Offroad-Strecken fragen, sei hier nur am Rande erwaehnt. Interessant ist aber, dass uns keiner zum Teufel jagt. Alle sind sehr hilfsbereit und gespraechig. Und so langsam muessen wir auch mal ueber unsere naechste Unterkunft sprechen. Am Ende einer unbefestigten Schotterpiste kommen wir in 1410m Hoehe ueber dem Meerespiegel neben einem Wintersporthotel zum stehen. Ich glaube, es ist die Rueckseite. Schoen ist anders. Muddi zueckt ihr Unterkunfts-Planungstool und sucht eifrig nach einem Schlafplaetzchen. Jawoll! Gefunden, gebucht. Ein schoenes Hotel in der Naehe, mit einem Restaurant. Ist gar nicht weit, nur noch 9km. Ueber Stock und Stein. Aber deswegen sind wir ja hier. 30min spaeter stehen wir am Fusse des Berges in einem kleinen Dorf. Aber das Hotel ist weg. Dafuer ist der Parkplatz noch da. Direkt am Parkplatz ist eine Gondelstation. Die Schilder besagen, dass Hotelgaeste hier ihr Fahrzeug parken koennen. Mit der Gondel geht es dann hinauf zum Hotel auf 1410m. Aber nur im Winter!

Wir ueberpruefen die Position des Hotels und gleichen sie mit der unseren ab. Ergebnis: wir sind nicht am Hotel. Aber es ist nur 9km entfernt. Ueber Stock und Stein. Komisch aber trotzdem interessant, das Hotel steht dort wo auch das haessliche Hotel auf dem Berg stand. Zumindest ist es die gleiche Adresse. Wir entscheiden uns, dort mal kurz vorbeizuschauen. Dauert ja nicht lang. 30min spaeter sind wir schon oben, an der Rueckseite des Hotels. Was soll ich sagen? Es sieht genauso aus, wie das hinter dem wir gestanden haben, als Muddi gebucht hat. Ich weiss nicht, ob die beiden anderen etwas gemerkt haben. Aber ich glaube, sie ahnen etwas.

Der Concierge haelt Muddi so lange im Gespraech fest, bis Junior und ich uns draussen auf dem Parkplatz schon anfangen Sorgen zu machen. Erst jetzt stellen wir fest, dass sie verzweifelt versucht hat, uns Nachrichten zu schicken.

Hier gibt´s kein Essen!

Um uns von der Abreise abzuhalten, ruft der Concierge beim Koch an und verspricht, das Unmoegliche moeglich zu machen.

Derweil gehen wir auf unsere Zimmer, waschen unsere Waesche und erfrischen uns unter der Dusche. Als wir zum Restaurant kommen, verschlaegt es uns die Sprache.

Please wait to be seated! // Bitte warten, Sie werden platziert!

Wir sind die einzigen Gaeste. Und Muddi hat sich bereit erklaert diese Aufgabe zu uebernehmen.

Die Auswahl des geeigneten Tisches ist nicht einfach.

Der Koch konnte leider nicht zu Ueberstunden kommen, hat aber seine Bereitschaft erklaert, telefonisch Anweisungen zur Zubereitung des Essens zu geben. Ich frage mich allerdings, ob der Concierge wirklich die richtige Telefonnummer gewaehlt hat. Egal, die Baeuche sind gefuellt. Und unser perseonlicher Hotel-Mitarbeiter gibt sich die allergroesste Muehe. Bei ein paar Glaeschen Wein und Cola mit Rum schliessen wir Freundschaft mit ihm. Er freut sich riesig, dass er diese Nacht nicht allein in dem grossen Haus verbringen muss.

Direkt nachdem das Foto geschossen wurde erzaehlt er uns, dass er jetzt Feierabend hat. Freundlich winkend zieht er von dannen und wird ersetzt von Maria, seiner jungen Kollegin mit Wach- und Huetehund. Der ist noch in Ausbildung und passt aktuell in einen Schukarton, Gr.36. Ich glaube, es ist ein Ski-WahWah.

Gute Nacht

ATTN: Die Navigation wurde geaendert.

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VonVader