Anreise
Lange erwartet und schnell vorueber. So kann man den Prolog zu unserer diesjaehrigen Tour am einfachsten beschreiben. Meine liebe Frau hatte sich im letzten Jahr hinter meinem Ruecken mit Maggo (Kollege und gleichzeitig Kursleiter) zusammengetan und mir ein Enduro-Training fuer Einsteiger zum Geburtstag geschenkt. Muddi war eingeweiht und hat mir NIX gesagt. Was soll man dazu sagen? Am besten, wann´s losgeht. Und das war der 31/05 11:30.
Der Start war etwas betrueblich, da wir nach nur 30min Fahrt mit ansehen mussten, wie ein Fahrradfahrer bei ca 60km/h vom Rad abgestiegen wurde.
Der Radler wurde dabei schwer verletzt, obwohl es keinen Feindkontakt gab. Bei seiner Vollbremsung war er gestuerzt und dann von der Bordsteinkante unsanft an der Schulter gebremst worden. Nach einer knappen Stunde Erster Hilfe, Zeugenaussagen und wildem Herumspekulieren ging es dann weiter.
Die Spare Ribs am Edersee, auf die ich mich seit Wochen gefreut hatte, mussten jetzt leider laenger auf uns warten als urspruenglich angenommen. Dafuer wurden sie extrem schnell serviert. Und waren qualitativ leider auch so weit von meinen Erwartungen entfernt, wie wir vom Hotel-Restaurant in Tallinn mit den besten Spare Ribs, die ich jemals essen durfte. Meine schmerzhafte Ernuechterung kann sich jeder wohl vorstellen. Das EnduroTraining schien unter keinem guten Stern zu stehen. Darueber konnte die Open-Air Live-Band aus Thueringen leider nur bedingt hinwegtaeuschen. Mit vollem aber unbefriedigtem Magen ging es auf die Weiterfahrt nach Stadtoldendorf. Das ist ein riesiger Offroad-Spielplatz mit einem kleinem beschaulichen Staedtchen im Suedwesten von Niedersachsen.
Unterbringung in einer ehemaligen Kaserne der Bundeswehr. Gitterbetten, Gemeinschaftsduschen, Gruppenklos. Es war perfekt.
Wir hatten jeder eine Luxus-Suite mit eingebautem Waschbecken. Muddi war so stolz!
Tag 1
Am naechsten Morgen ging es zu nachtschlafender Zeit los, Fruehstueck, Anmeldung, Haftungsverzichtserklaerung unterschreiben, Fruehsport, Theorieunterricht und ein bisschen MoFa fahren.
Erster Wettkampf: Square Dance. Muddi und ich waren ganz weit vorn. Haetten wir nicht im Kreis tanzen muessen, haetten wir gewonnen und waeren als Erste durch´s Ziel gegangen. Danach war die Luft allerdings raus. Und zwar nicht nur aus den Reifen. Vollkommen erschoepft schleppten wir uns zu den Motorraedern. Irgendjemand hatte vorsorglich die Namen der Teilnehmer auf die Mopeten geschrieben. Daher gab´s auch kein Gerangel und keine Streitereien. Und das obwohl ich als Einziger eine KTM hatte. Meine exponierte Rolle im Rudel wurde anscheinend von Allen akzeptiert. Wir waren mit Abstand die Juengsten, allerdings nur mit erheblichem seitlichen Abstand.
Und waehrend ich gearbeitet und mich um die Fahrzeugpflege gekuemmert habe,
… hat Mutti mal wieder gemacht, was sie am besten kann. Sachen umschmeissen.
Am Ende war die BMW dann so verdreckt, dass sie auch in die Waschanlage musste. Ich weise darauf hin, dass das Spritzwasser zu Beginn der Einfahrt noch vollkommen klar ist!!! Am Ende war es dunkelschwarz.
Danach waren alle Mopeten dann wieder blitzeblank!
Tag 2
Nachdem wir am Vortag das Geradeausfahren geuebt hatten, waren nun auch Kurven und Hoch/Runter dran.
Muddi ist immer sofort hinterhergekommen, um zu schauen, ob mir was passiert ist!
Am Ende wurden alle noch sauber gemacht.
Und dann ging´s nach nur zwei Tagen unter Traenen wieder nach Hause. Ich waere gerne noch geblieben.
Das freut mich zu hören, dass es das beste Geburtstagsgeschenk EVER war 🙂 Ich wusste, dass es dir gefallen wird, da Maggo mir vorher schon sehr detailliert beschrieben hat, was ihr beim Training machen werdet.
Was ich jedoch unterschätzt hatte, war, dass du heimkommst und mir so lange davon erzählst, bis mir die Ohren bluten. Und dass ich schon neben dir eingeschlafen bin, und du immer noch redest. Und dass ich alle Storys nochmal hören werde, wenn die Kinder dich fragen, wie es war oder andere Freunde und Bekannte. Ich war quasi nun auch live dabei und kann es in Echtzeit nacherzählen.
Als nächstes kommt ja das „Einsteiger Plus-Training“ dran, welches ich bereit bin zu unterstützen, wenn wir es umbenennen in „Aussteiger Plus-Training“. Denn NOCH kannst du dem Offroad-Enduro-Virus bestimmt entfliehen. Je weiter du kommst, desto schwerer ist es, wieder aufzuhören. Mit Ü50 solltest du vielleicht auch daran denken, dass die Knochen langsam müder werden und die Muskeln von den Armen und den Beinen in den Bauch wandern und sich dort auf mysteriöse Weise zu Speck umwandeln. Das erschwert dann das Beinchen anheben, wenn man auf die Mopete steigen will. Und im Alter verlegt man sich vom Tun doch eher aufs Beraten anderer…
Aber gut, der Maggo hatte mich vorgewarnt, dass es dieses Virus gibt und dass die Gefahr sehr groß ist, dass du dich infizierst. Und so lange wie Muddi dabei ist und auf dich aufpasst, dir hochhilft, wenn du umgefallen bist, deine Wunden pflegt, wenn du dich verletzt hast und dich in den Schlaf singt, wenn du aufgedreht vom Training nicht zur Ruhe kommst… so lange ist doch alles gut.
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