Der Tag faengt frueh an. Um genau zu sein, um 02:20. Ich habe gerade den Blogeintrag vom Vortag vollendet und will noch einmal kurz in die Keramikausstellung um meine Zaehne zu putzen. Leider biege ich falsch ab und stehe unvermittelt vor der Tuer. Mitten in der Nacht!

Junior liegt allein im Zimmer, ist also unbeaufsichtigt. Das ist gar nicht gut. Sofort mache ich mich daran, den Code zu knacken, um schnell wieder in´s Zimmer zu gelangen. Ganz leise teste ich einen nach dem anderen. Aber es will mir einfach nicht gelingen. Da faellt mir auf, dass ich die Loesung die ganz Zeit vor meiner Nase hatte.

112

Das ist doch die Nummer von der Feuerwehr. Die kann mir bestimmt helfen. Ich waehle mal die Nummer. … Es klingelt. Dauert aber ganz schoen lange. Nach einer gefuehlten Ewigkeit nimmt endlich jemand am anderen Ende der Leitung den Hoerer ab. Es ist Junior! Meine Verblueffung ist gross. Aber jetzt, wo er schon einmal wach ist, kann er mir ja helfen. Gesagt, getan.

Junior kommt raus. Und wir arbeiten beide an dem Zahlenraetsel. Wie er das Problem in die Hand nimmt, laesst bei mir allerdings die Frage aufkommen, wo er seine Gedanken hat. Nach meinem bzw. inzwischen unserem Problem sieht das nicht aus. Egal, wir kommen so jedenfalls nicht weiter. Als Junior losstuermt, um sein Telefon aus dem Zimmer zu holen, stellen wir fest, dass die Tuer ja noch ein klassisches Schloss hat, mit Schluessel. Und das ist nicht mal verschlossen! Wir brauchen Muddi also nicht um Hilfe anrufen und koennen beruhigt wieder schlafen gehen. Was fuer eine Aufregung.

Bevor ich in`s Bett gehe, muss ich schnell noch den Bleistift fuer meine taeglichen Notizen anspitzen.

Wie praktisch, dass hier direkt ein Anspitzer in der Wand verbaut ist. Mit leichtem Druck fuehre ich den Stift ind die obere Oeffnung ein. Die Erleuchtung kommt mir direkt! Und sie ist schmerzhaft. Es ist kein Spitzer sondern die 230V Steckdose. Haette ja auch mal jemand ranschreiben koennen. So was Bloedes!

Am Morgen geht´s direkt mit Aufregung weiter. Junior kann seinen Schluepper nicht finden. Als wir schon das ganze Zimmer auf den Kopf gestellt, aber immer noch nichts gefunden haben, schalten wir in unserer Verzweiflung das Licht an. Jawoll, da ist er ja. Allerdings nicht dort, wo man ihn erwarten wuerde. Im Delirium hatte Junior ihn anscheinend zum Trocknen ueber das Lampengestell an der Decke gespannt.

Nanu, was ist das? Bei der Betrachtung unter Flutlicht und Mikroskop stellen wir fest, dass der besser doch in die Waesche geht, bevor er wieder zum Einsatz kommt.

Beim Fruehstueck besprechen wir die Route.

Junior schreibt sich alles auf und macht die Streckenplanung. Das Ergebnis kann leider nicht ueberzeugen.

Wir fahren dann wohl besser Muddi hinterher, wie meistens. Gleich am ersten Pass erwartet uns das nackte Grausen. Ueberall hampeln Carabinieri herum. Als haetten Sie auf uns gewartet. Aber wir haben Glueck. Es ist lediglich wegen eines Radrennens. Sie regeln den Verkehr und ziehen gezielt die Fahrrad-Raser aus dem Strom. Leider kreuzen die Radler nicht nur, sondern strampeln auch in unserer Richtung den Berg hinauf. Zu unserem Leidwesen mit Kamera-Begleitung, die die Gegen-/ Ueberholspur blockiert. Ein Jeep Renegade mit einem riesigen in der Heckscheibe scheint als Pace Car zu fungieren. Das passt prima. Da haengen wir uns gleich mal hinten dran. Die zehn Autos hinter der Fuherungsgruppe werden in einem Rutsch ueberholt. Die haben sich wahrscheinlich kurz vor unserem Eintreffen dazwischen gequetscht. Erste, aber nur leichte Zweifel kommen auf, als das Quad mit dem Kameramann mit quietschenden Reifen ueberholt und ausgebremst wird. Wir passen auch noch dazwischen. Phantastisch. Nach weiteren zwei Minuten bei Mach2(*2) frage ich mich, wie lange die Radfahrer wohl diese Geschwindigkeit halten sollen. Ich sehe jedenfalls keinen mehr. Es bestaetigt aber meine Vermutung, dass Mario Kart Racing in Italien schon in der Grundschule als Hauptfach unterrichtet wird. Wir schaffen es zwar dran zu bleiben, muessen aber mit Anerkennung feststellen, dass wir in diesem kurvigen Gelaeuf keine Chance haben, Riccardo Patrese zu ueberholen.

Da es am Vortag in unserem ialienischen Hotelrestaurant keine Pizza gab, und Junior darueber wirklich sehr enttaeuscht war, steht fuer heute der Besuch einer Pizzeria als oberster Tagespunkt auf der mehrseitigen Agenda!

Tagesordnungspunkt(e) 1. Pizzarestaurant (Pizza essen)
Tagesordnungspunkt(e) 2. – 5473. Kurve(n)
Tagesordnungspunkt(e) 5474. Abendessen
Tagesordnungspunkt(e) 5475. Schlafen

Junior´s Vorschlag, die Tour noch zu verlaengern, wird abgelehnt. Muddi hat gutes Wetter nur bis Sonntag bestellt.

Der Kleine schmollt. Weiter geht´s! Als wir von oben in das Etschtal eintauchen, bemerkt Muddi ganz entzueckt.

Schaut mal die vielen Plantagen da unten im Tal. Das riecht so gut. Das sind Erdbeeren! Riecht ihr das auch?

Kurze und praezise Antwort ueber das Intercom: NEIN! Und als wir dann Merano erreichen, sehen wir bei naeherem Hinsehen aus der Naehe, dass es sich um ziemlich grosse gruene Erdbeeren handelt. In Deutschland wuerde man Aepfel dazu sagen. Muddi ist ganz still. Kurze Zeit spaeter finden wir eine nette Pizzeria in Sued-Tirol.

Junior´s Augen sind natuerlich wieder groesser als der Magen. Aber Muddi passt auf und bestellt nur zwei Pizzen. Unsere liebe Gastgeberin bringt die Pizzen mit dem Gabelstapler. Auf ein herkoemmliches Tablett passen die naemlich nicht drauf. Der Geschmack ist ausgezeichnet und unser Kleiner wird noch tagelang davon schwaermen. Zum Abschluss freundet er sich mit Maria an und laesst ein Foto fuer die Wand im Lokal machen. Dort wird er neben Ayrton Senna, Jacques Villeneuve und einigen lokalen Renngroessen einen wuerdigen Platz finden.

Auf den breiteren und gemuetlicheren Strecken ist heute der Kerb-Porsche-Club-1969-e.V. unterwegs. Die Motoren der vielen Porsche gaehnen traege und gelangweilt vor sich hin, weil die Clubmitglieder ihre Kerbborsche-Zeit(*1) offensichtlich auch schon 1969 erlebt haben. Anders ist auch kaum zu erklaeren, warum sie vom Classic-Vespa-Club-1966-e.V. von hinten aufgerollt werden.

Bei einem Tankstellenstop treffen wir zwei Motorsportfahrzeuge (4 Raeder pro Fahrzeug) aus Zuffenhausen. Beide Fahrer heissen Pascal 😉 Mit sattem Vorsprung verlassen sie die Boxengasse. Eine Ewigkeit spaeter verlassen auch wir die Tankstellenanlage und fahren den Passo di Gavia, den ich noch in seiner urspruenglichen Form kennenlernen durfte. Damals war die Strasse naturbelassen und vor allen Dingen leer. Kaum jemand von den Sonn- und Schoenwetterfahrern verirrte sich hierher. Mit vielen Streckenabschnitten (ohne Bande/ Leitplanken), die kaum breiter sind als zwei Motorraeder mit Seitenkoffern, lockt der Pass inzwischen, neben vollkommen ungeeigneten PKW, auch eine Unmenge an untalentierten MoFa-Fahrern an. Sie waren alle da. Und sie haben alle gestoert. Die Ruhe, einfach weg. Spaetestens als wir Pascal & Pascal wiedertreffen. Nachdem Pascal #1 uns gezeigt hat, wie man auf der Geraden richtig Gas gibt, flitzen wir im Rueckwaertsgang an Ihnen vorbei. Dann machen wir kurz Paeuschen, weil meine Hupe klemmt. Und lassen die Pascale wieder passieren, um Ihnen dann noch einmal zu zeigen, wie das mit den Kurven richtig geht. Herrlich. Nur bisschen laut, diese „Purschen“!

Zeit fuer eine Pause.

Schnell mal ein Foto schiessen.

Und zum Schluss packt Muddi noch ein bisschen Schnee fuer zu Hause ein. Hoffentlich hat sie nichts von dem gelben Schnee genommen.

Und schon geht´s weiter zum naechsten Pass. Den Stausee am Reschenpass nutzen wir fuer eine kleine Erfrischung. Nachdem wir fertig geplanscht haben, ziehen wir den Stoepsel raus. Und zack, ist das Wasser weg. Wir besser auch.

vorher

nachher

Bevor wir weiterreisen, verstecken wir noch einen Geocache. Das erste Versteck ist zu offensichtlich. Aber dann haben wir eine prima Idee.

Nach 9h reiner Fahrtzeit geht der Tag in Oesterreich nahe der deutschen Grenze zu Ende.

Gute Nacht!

*1) Kerb ist hessisch fuer Kirchweihfest. Um´s kurz zu umreissen – VIEL Alkohol!
*2) Mach2 entspricht zweifacher Schallgeschwindigkeit

ATTN: Die Navigation wurde geaendert.

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VonVader