Der Tag faengt gut an. Junior bekommt ein gesundes und reichhaltiges Fruehstueck.

Und Muddi faellt ein Ei aus der Hose.

Dafuer ist das Wetter prima, 20-22°, ca 6/8 Bewoelkung. Bei der Abfahrt fallen genau zwei Tropfen Regen, die aber auf dem schon heiss gelaufenen Motorblock von Muddi mit einem lauten Zischen verdampfen. Junior troedelt naemlich wieder rum. Wir haben doch keine Zeit!

Fuer die heutige Etappe habe ich mich in Schale geworfen und gebe meiner Funktionsunterwaesche aus Merino Schafwolle eine zweite Chance. Dazu wurde der Stoepsel aus dem Schaf entfernt, so dass die darin gesammelte Fluessigkeit entweichen konnte. 20 Liter destilliertes Wasser vom ersten Reisetag sind allein aus dem Oberteil geflossen. Die Gefahr lebensbedrohender Dehydration ist, zumindest fuer heute, gebannt. Fuer die 30 Liter aus der Hose hatte ich leider keine Transportgefaesse/ Flaschen mehr uebrig. Damit habe ich die Pflaenzchen vor dem Hotel gegossen.

Los geht´s. Nach 150m biegen wir rechts ab und fahren noch einmal 150m. Und schon stehen wir an der Schranke vom Campingplatz. Das war ein kurzer Ritt. Wir sind da! Mein MoFa hat noch nicht mal das Regenwasser von letzter Nacht abgeworfen. Und deswegen sind wir so frueh aufgestanden? Aber zu frueh gefreut. Wir haben uns nur ein bisschen verfahren.

Wir diskutieren schnell noch mal den Streckenverlauf und analysieren die Fehlerkette. Das dauert aufgrund der Vielzahl an Moeglichkeiten entsprechend lang. Wir waren ja auch schon 2min unterwegs. Das Ergebnis der Studie besagt, dass wir haetten in die andere Richtung rechts abbiegen sollen.

Beispielfoto, aufgenommen von einer Ueberwachunsdrohne am Vortag

Los geht´s! … Schon wieder. Nach ca 30min sehen wir einen Kleinwagen im Strassengraben liegen, der vom hohen Gras fast vollstaendig verdeckt wird. Zum Glueck hilft gerade ein Traktor dabei, die noch verwertbaren Einzelteile abzureissen. Wir werden hier nicht weiter gebraucht.

Dafuer braucht uns der Junior. Sein Leben ist ernsthaft in Gefahr.

Niemand wurde verletzt

Mit wachsamen Augen ueberpruefe ich noch schnell die Einstellungen auf seinem MoFa. Und danach helfe ich ihm sofort.

Das Untier ist inzwischen taub. Der Gleichgewichtssinn ist damit auch hinueber. Und so taumelt es wie betrunken von dannen, noch bevor ich zur Rettung nahe.

Bis zum Mittag geht es nur rechts und links. Geradeaus ist gerade aus! Es ist so kurvitsch, da bremsitsch heftitsch.(*1) Slowenien-Kroatien-Slowenien-Kroatien-Slowenien-Kroatien-Slowenien-Kroatien-Slowenien-Kroatien-Slowenien-Kroatien. Wir sind zu Grenzgaengern geworden. Staendig wechseln wir die Seiten. Keiner weiss mehr, fuer wen er ueberhaupt spielt. Und es ist so anstrengend, staendig auf die andere Sprache zu wechseln. Ich werd´verrueckt. Das kann so nicht weitergehen. Und tatsaechlich, ca 5km nach dem 25-ten Grenzuebertritt fahren wir der Rennleitung direkt vor die Stossstange. Freundlich laechelnd winkt uns der Streckenposten von der Strecke. Wir sind geliefert.

Fuehrerschein, Ausweis und Fahrzeugpapiere, bitte!

Erstaunlicherweise bekommt Muddi, als Erziehungsberechtigte, ihre Papiere schon nach 30sec wieder zurueck. Die Dokumente von Junior und mir werden unter Blaulicht untersucht und abgepaust. Die Ueberpreufung dauert ca 15min. Hoffentlich geht das gut. Junior nutzt die Zeit, um eine persoenliche Beziehung zu einem der Vollzugsbeamten aufzubauen. Ich kann zwar die Sprache nicht, hoere aber heraus, dass Junior Muddi und mich lobt und beschreibt, wie er ohne uns vollkommen hilflos waere. Es wirkt. Wir werden wieder entlassen, ohne Eintragungen in unsere Strafregister. Glueck gehabt!!!

Aber ich trau der Sache nicht. Und so verstecken wir uns zwei Kurven spaeter im Unterholz und warten, ob es sich die Rennleitung nicht doch anders ueberlegt hat.

created by dji ueberwachungs camera

Nach 1h45min in der Wand bin ich mir sicher, dass keine Gefahr mehr droht. Trotzdem verlegen wir die Route sicherheitshalber von der Strasse in den Wald. Das wird auch unseren geschundenen Reifen gut tun. Die sind naemlich spaetestens seit gestern nur an den Seiten abgefahren. Die Laufflaeche ist das Einzige, wo noch Markierungen und Logos zu erkennen sind. Selbst auf den Seitenwaenden sind inzwischen alle Nupsies abgefahren. Die seitliche Beschriftung/ Praegung (Hersteller, Reifendimensionen, Laufrichtungsanzeiger, Geschwindigkeitsindex) findet sich jetzt verteilt ueber die letzten 300km auf dem Asphalt. Der Wechsel in den Offroad-Modus ist also nicht ganz freiwillig 😉

Wir besprechen uns mit dem Navi, um eine geeignete Stelle zum Verlassen der Zivilation zu finden. Kaum 1min nachdem wir in´s Gemuese abgebogen sind, kommt uns auf dem 80cm breiten Singletrail ein riesiger LKW entgegen. Gekonnt schlaengeln wir uns aneinander vorbei. Jetzt kann uns keiner mehr erwischen. Der Laster verstofpt gerade die Zufahrt. Und wir haben den Wald fuer uns allein.

Pause im Off.

Wir spielen „Reise nach Jerusalem“.

Allerdings mit 3 Stuehlen. Und ohne Musik. Das fuehrt zu nix. Und ist obendrein noch langweilig. Also fahren wir weiter. Junior soll das Gelernte von gestern ausprobieren. Ich fahre voran, Mutti hinten dran, um den Kleinen im Auge zu behalten. Erwartungsgemaess macht der nur Bloedsinn. Und ich hoere, wie Muddi ihn staendig ermahnen muss.

Nein, fahr da nicht lang! Fahr nicht so schnell! Lass mehr Abstand! Halt Dich fest! Guck nach vorn! Mach kein Quatsch! Hoer doch mal zu!

Noch mal kurze Besprechung, inklusive Verwarnung.

Als wir an ein Wasserloch kommen fragt Junior ueber den Bordfunk nach, wie man sich denn da verhalten sollte. Muddi anwortet gedankenversunken.

VOLLGAS!!!

Das Ergebnis:

Wir sind uebrigens durch die gleich Pfuetze gefahren.

Junior fragt Muddi, ob sie nachher noch schnell seine Sachen in die Waschmaschine legen kann.

Wir finden eine andere Loesung.

Klicken fuer Vollbild

Was da fuer ein Dreck runterkommt!

 
Alles wieder sauber. Zumindest denken wir das. Muddi ist begeistert.

Jetzt noch Zaehne putzen. Und dann ab ins Bett.

Gute Nacht!

(*1) Diese vermeintlich rechtswidrige kulturell sprachliche Aneignung ist mit unserem einheimischen Sprachfuehrer und Sachverstaendigen fur Kommunikation mit der ortsansaessigen Bevoelkerung abgesprochen und genehmigt.

ATTN: Die Navigation wurde geaendert.

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VonVader

2 Gedanken zu „Alles kann – Nix muss“
  1. Hallo ihr Drei
    Großes Kompliment für eure herzerfrischenden , spannenden, lustigen Kommentare/ Reiseberichte!!!!!!
    Wir freuen uns jeden Tag darauf und lachen uns fast schlapp !!!👍👍👍😂😂😂
    Macht weiter so, wenn ihr es schafft !
    Gute Weiterfahrt mit maximalen positiven Erlebnissen👍👍

  2. Nach Eurem letzten Bericht bin ich wirklich beruhigt, dass Muddi bei dem Trip dabei ist. Sie behält die Übersicht und bringt die notwendige Strenge mit, damit Ihr anderen Zwei, vor allem scheinbar der Junior, Euch nicht selbst vom Motorrad schleudert. Die arme Muddi… Wahrscheinlich kommt sie heiser nach Hause vom ständigen Mahnen, Aufpassen und Zurechtweisen 😉 .

    Völlig lediert komme ich heute von der Physio. Ich habe meiner Therapeutin den Spitznamen „Maschine“ gegeben, weil sie mit minimalem Kraftaufwand im kleinen Finger, maximalen Schmerz ausgelöst bekommt. Malträtiert und völlig hinüber schleiche ich nach Hause und werde von Leo am Klavier mit „Perfect“ von Ed Sheeran empfangen.
    Spontan fällt mir ein Gedicht dazu ein. Als Prignitzerin, quasi in einem Vorort von Berlin aufgewachsen, kommen mir direkt in Landessprache folgende Gedanken: „Klimpa ma nich mit da wimpa. Klimpa lieba am Klavier. Datte ditte kannst, meen Sohn, dafür lieb ick dir.“ Ach, so ein bisschen Musi tut doch gut.

    Die mir von „Maschine“ mitgegebene schriftliche Anleitung zur Selbstzerstörung werfe ich erstmal in die Ecke. Heute mache ich bestimmt keine Übungen mehr. Ich kriege es kaum fertig, wach zu bleiben, so kaputt bin ich von der 30min Sado-Maso-Gesichtsgymnastik…

    Len schafft es dann, mir den ultimativen Wach-Kick zu geben. Er berichtet von seinen schriftlichen Abinoten. Und ich will ja nicht angeben, aber er ist einfach der Burner 😊 Wir freuen uns alle drei erstmal `nen Ast und tanzen seine Punkte im Kreis ab. Es sind einfach zu viele, und so falle ich vorher um 😉 Mehr Highlight an einem Tag geht nicht und so geht er wenigstens gut zu Ende.

    #physiozumrunaway#odeanstalent#klimpamirwatvor#erstabidanndieweltherrschaft#

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