Heute morgen beginnt das Fruehstueck erst um 08:00. Ich komme um 08:01 in den Speisesaal. Mutti ist schon fertig. Also hat sie Zeit und wir kloenen noch ein bisschen bei einer Tasse Morgenkaffee.

Dann geht‘s los. Das Wetter ist vielversprechend. 20 Grad, Sonnenschein. Leider erst ab 15:20. Bis dahin wechselweise Duschen und Foehnen.

Die Suche nach einem Kaffee, um den ersten herunterzuspuelen, fuehrt uns nach Polen. Ein netter Ort, Name unbekannt, voll mit Menschen. Leider nutzen die polnischen Gastgeber keine Ortsnamen sondern nur Piktogramme. Wir finden ein wirklich schoenes Café mit sehr ansprechendem Aussenbereich und parken hinterm Haus. Ausnahmsweise scheint die Sonne zu unserer Pause. Auf dem Weg zum Eingang werden wir in Landessprache angepoebelt. Unser dezenter Hinweis, dass wir des Polnischen nicht maechtig und daher auf eine Uebersetzung ins Englische angewiesen sind, wird mit einer veraechtlichen Handgeste abgetan. Egal, wir freuen uns auf Cappucino und Muckefuck. Am hoelzernen Schwingtor muessen wir leider feststellen, dass wir ausserhalb der veroeffentlichten Oeffnungszeiten angetreten sind. Schade.

Aber Moment mal, da bewegt sich was. Die Terrassentuer wird langsam aufgeschoben und … der nette Herr von eben beginnt in aller Ruhe, den Aussenbereich fuer die zahlende Kundschaft herzurichten. Wir canceln das zweite Fruehstueck. „Bitte wenden und nach der Ausfahrt rechts halten!“

Es geht weiter, mit einem Loch im Bauch und einem Defizit an Fluessigkeit. Aber wir haben Glueck. Keine 30min spaeter finden wir in einem Skigebiet ein einladendes Bistro. Super, ich hab richtig Bock auf ne Bratwurst mit Erdbeeren.

Ich zoom mal ran.

Aha, getrennte Eingaenge fuer Maenner und Frauen. Kannte ich so bisher nicht. Drinnen angekommen die naechste Ueberraschung. Essen gibt‘s hier nicht. Englischsprachiges Personal auch nicht. Freundlich geht anders. Aber wir haben keine Wahl. Denn draussen giesst es schon wieder. Wir giessen auch, den Cappuccino in den Hals.

Es regnet weiter. Aber wir haben doch keine Zeit. Das Rie-Senn-Dsche-Birr-Dschiie wartet nicht auf uns. Zu allem Ueberfluss spielt uns die Navigationsanlage heute einen Streich, und wir finden uns am Ende der Welt wieder. Markiert durch ein weisses Schild mit rotem Rand. Darauf steht etwas auf polnisch oder tschechisch. Ich uebersetze es sinngemaess mit „Nicht bezahlen! Das Ende der Welt ist nah.“

Unpassend aber wahr, es regnet gar nicht. Laut Mutti ist‘s nur 1km bis zur Strasse. „Wir schauen uns das mal an.“ Na klar. Mutti faehrt mit ihren Slicks drauf los. Komisch, dass es nur bergauf geht. Die Strasse ist sowieso schon weg. Aber es wird immer besser. Erst Waldweg, dann Schmierseife auf dem Waldweg, dann Schotter, dann nasser Schotter. Und immer weiter bergauf. Mutti schlingert wie ein Laster auf dem eingeschneiten Fernpass. Nach 5km im Gemuese ist von der Strasse immernoch nix zu sehen. Kurz vor‘m Gipfel des 3000ers ist die Welt dann tatsaechlich zu Ende. Wir sehen nur noch Himmel.

Ein paar Wanderer ziehen schnaufend und unmotiviert in einer Linie, wie die Lemminge, an uns vorbei in Richtung Ende. Ich glaube, wenn sie da oben angekommen sind, fallen sie herunter … von der Erde. Wenn nicht, zeigen sie uns bei der Rennleitung an.

Mutti ist ratlos. Und der Regen wird immer staerker. In 2500m ueber Normal Null wenden wir unsere Tauchroboter und bereiten uns auf den Abstieg vor. Luft ist knapp. Guter Rat ebenso.

Geschmeidig gleiten wir den Berg hinunter. Keine Verluste. Aber es regnet jetzt auch hier unten. 5min spaeter ist Mutti von der Routenplanung genervt. Inge, unser Navigationscomputer, fuehrt uns immer wieder, am Rande der Legalitaet, ins Unterholz. Fluchend wird Inge formatiert und neu programmiert.

Der Regen ist angenehm warm. Der Rasen schoen gruen.

Circa 1h spaeter finden wir ein schoenes Plaetzchen zum Rasten. Das Wetter, es ist jetzt erst 15:15, ist wunderbar. Und wird es bis zu unserem Ziel auch bleiben.

Unsere Unterkunft heute ist eine Jagdhuette am Rande von Zlin. Aeltere (und) Luftfahrtbegeisterte werden diesen Namen kennen. Der sowjetische Charm einer Vorzeigestadt aus dem Ostblock haftet dem Ort noch immer an. Nicht zuletzt wegen der Trolley-Busse. Fuer alle Nicht-Ossies, das sind Oberleitungsbusse.

Heute nehmen wir mal ein gemeinsames Zimmer mit zwei Einzelbetten. Erwartungsgemaess werden wir doof angeschaut. In den anderen Hotels haben sie komisch geguckt, weil wir jeweils ein eigenes Zimmer gebucht hatten. Egal, wir kennen das schon. Und spielen mit.

Gute Nacht!

ATTN: Die Navigation wurde geaendert.

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VonVader

Ein Gedanke zu „An – Aus … An – Aus“
  1. Heute früh werden wir von rhythmischen dumpfen Klängen geweckt. Unser Haus wackelt im Takt zu „Yeah, yeah, yeah, come on digga (bumm, bumm, bumm)… give it to me, yeah (bumm, bumm, bumm)… ey jo bro (bumm, bumm, bumm)… mo mo motherf… (bumm, bumm, bumm)… Leicht verwirrt schleiche ich ins Bad und sehe braungebrannte, ölige, langhaarige (!) Nacktwerker auf Nachbars Dach rumklettern. Beim Zähneputzen habe ich Gelegenheit, mir den Text, oder besser die Silben, etwas genauer anzuhören. Verstehen die Jungs, was sie da hören? Warum stelle ich mir diese Frage? Die Antwort ist klar.

    Der Tag wird begleitet von der anspruchsvollen Musik, wo rappende goldkettentragende Snoop Dogs aus dem UKW Radio ihre message in die Welt schmettern. Ich google derweil, bei welcher Temperatur UKW Radios in der Sonne schmelzen, denn heute soll es schon ordentlich warm werden. Leider nicht warm genug, sodass ich beschließe, eine Gegenparty zu starten. Ich reiße die Fenster auf. Blümchen schleudert Snoop Dog nun ihren Boom Boom Boom Boom Boomerang entgegen. Der Bass dröhnt, unser Haus wackelt und ich fürchte, morgen hat es Erschütterungs-Risse. Dann können die öligen Nacktwerker hier gleich mit ihren Reparaturarbeiten weitermachen…

    Am Nachmittag kommen Nachbars Kinder aus der Schule. Begeistert laufen sie im Garten rum. Endlich mal kein Rolf Zuckowski mit „Wie schön, dass du geboren bist“, sondern coole Muse, yeah. Schnell hält er ihnen die Ohren zu und schickt sie rein, damit sie nicht verdorben werden. Danach ruft er seinen Nacktarbeitern Anweisungen zu, die sie geflissentlich ignorieren. Jetzt weiss ich auch, warum das UKW Radio so laut gestellt ist. Da kann man wenigstens in Ruhe arbeiten. Also tanzt er wie Rumpelstilzchen ums Gerüst herum, gestikuliert wild und kann sich nicht entscheiden, ob er die Stangen hochklettern soll oder lieber nicht. Da er als Weißkäse nicht mit den wohlgeformten sonnengebräunten Nacktarbeitern mithalten kann und sich im trockenen Gras einen abstolpert, wende ich mich wieder ab.
    So lasse ich den Tag rumgehen, prüfe ab und zu, ob die öligen Hotties doch noch zu Blümchen an der Gerüst-Stange tanzen oder doch lieber mit ihren heißen Hintern zu „Drop it like it’s hot“ wippen.

    #blümchenmeetsmotherf…#hottiesontheroof#twerkingcraftsmen#

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