Unser zertifizierter Wetterbeobachter und promovierter Diplom-Meteorologe* hat heute morgen um 07:00 eine Lufttemperatur von 6,0 Grad Celcius gemessen und bestaetigt. Waehrend der Nacht wurden keine weiteren Daten erhoben.

Die Nacht war klar und kalt. Aber der Schlafsack war warm. Und zur Not haette man auch in den Schlafsack hineinkriechen koennen. 

Um puenktlich vor der Oeffnung des Platzrestaurants Taverna abzureisen, war die Nacht allerdings um 06:30 zu Ende.

Die Bedienung war schon da und schaute uns wehleidig hinterher, als wir unter der Schranke in die Freiheit entschwanden. Als heutiges Etappenziel war Gdansk ausgewaehlt worden.

Zum Glueck stand heute nur Landstrasse auf dem Programm. Allerdings haben wir vom Pleistozaen bis zur Neuzeit der Strassenbauentwicklung wirklich alles erleben duerfen, was die Geschichtsschreibung zu bieten hat. Strassen, wie nur die Natur sie erschaffen kann. In Millionen Jahren aus dem fluessigen Kern der Erde an die Oberflaeche gedraengt, um dort an der Luft abzukuehlen und eine edle Patina zu bilden, die wir Asphalt nennen. Ein Teil dieser Strassen hatte anscheinend noch nicht genuegend Zeit, um durch die Einwirkung von Wind, Wasser und Reifengummi die endgueltige Oberflaechenveredelung aufzubauen. Und so ergab es sich, das der Strassenbelag munter wechselte. Eben noch topfeben und edel wie das Parkett auf der Radrennbahn. Und im naechsten Moment 5cm tiefer ohne jeglichen Belag. Mal war’s Schotter, mal Sand. Gewarnt wurde davor allerdings nie. Aber zum Glueck faehrt das Auge ja mit. Ich hatte jedenfalls meine Daempfung den ganzen Tag auf Offroad eingestellt.

Nach 09:45 / 455km waren wir dann endlich fertig. Den angepeilten Schnitt von 60km/h konnte wir mit ca 65km/h nur knapp behaupten. Wer nachrechnet, wit schnell feststellen, dass da 02:45 fehlen. Stimmt. Wir haben getroedelt, haeufig an Baustellenampeln rumgelungert und uebermaessig viele Pausen gemacht. Das muss aufhoeren.

Auf Anweisung von SU „Wettergott“ haben wir in Erwartung naechtlicher Regenfaelle eine befestigte Unterkunft aufgesucht. Wir schlafen heute Nacht im „Aqua Sport Hotel“, Sopot. Das liegt direkt neben Gdansk.

 

Dieses Mal waren wir rechtzeitig fertig, um das hauseigene Restaurant vor Schliessung zu besuchen. Da dort aber nur Kinderportionen gereicht wurden, liefen wir schnell noch in die Innenstadt. Deja-vu. Waren aber nur 2,5km. Der Rueckweg war etwas beschwerlicher, da wir unsere Ballasttanks gefuellt hatten. Ausserdem ging’s zurueck bergauf. Und SU hatte auch noch mit einem Glaeschen Wein gesprochen. Der wird sicher gut schlafen heute. Aber es hat sich gelohnt. Tatsaechlich. Die Innenstadt ist wirklich beeindruckend.

Gute Nacht.

* (KTM Bordcomputer mit Aussentemperaturmessfuehlereinheit)

ATTN: Die Navigation wurde geaendert.

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VonVader