Am 15. September brachen zwei Ossis auf, die Welt zu entdecken. At least a part of it.
Sie schnappten sich ihre fahrenden Holzöfen, bepackten sie mit allerlei Kram, ließen ihre Familien im geordneten Chaos hinter sich und begannen ein kleines Abenteuer.
Nun – gut zwei Wochen später sind sie wieder zurück und haben eine Menge zu erzählen.
Zu Anfang glaubten nur recht wenige Menschen daran, dass diese Reise überhaupt stattfinden würde. Nur unsere beiden Abenteurer waren stets guter Dinge und zweifelten keinen Augenblick daran, dass etwas Schönes geschehen kann. Einen nicht kleinen Anteil am Gelingen der Reise hatten dabei ihre Ehefrauen, die stets und ständig hinter ihnen standen und keine Zweifel aufkommen ließen.
Um es vorweg zu nehmen, die Reise war ein voller Erfolg. Auf ihrem Weg um die Ostsee wurden unsere Reisenden von vielen Menschen begleitet. Zum einen waren da die begeisterten Leser des Reisetagebuchs, das mit viel Mühe und Kreativität hauptsächlich von einem der beiden Freunde liebevoll verfasst worden ist. Einige der Fans wissen nun nicht, was sie des Abends im Bett oder am Frühstückstisch nebenbei lesen sollen, geschweige denn worüber man sich den ganzen Tag auf der Arbeit so austauschen soll.
Zum anderen trafen unsere Reisenden einige sehr nette Menschen unterwegs. Oft auf ihr Schlachtross, den zurückgelegten oder noch vor ihnen liegenden Weg angesprochen, fanden sich unsere Freunde schnell in interessanten Gesprächen mit Einheimischen oder ebenso Weltreisenden wieder. Da war zum einen der Russe Viktor, der an der russisch-finnischen Grenze jemanden suchte, mit dem er sich über Russland, Holzöfen oder Spritpreise unterhalten konnte. Oder eine Gruppe Asiaten, die ihrem Hobby der Selbstfotografie freien Lauf ließen und unsere Abenteurer wie eine Attraktion in fremdem Gewandt auf Zelluloid brannten.
Der Art der Kommunikation war dabei keine Grenze gesetzt. Viele Europäer waren des Englischen mehr als mächtig, manche sprachen sogar die Germanische Sprache. Selbst die Unterhaltung mit eingefleischten Russen stellte sich nicht als große Hürde dar, denn einer der beiden Reisenden, SN, war in der Lage, alte Russischkenntnisse in brauchbare alltägliche Floskeln umzusetzen. Zur Not halfen Hände und Füße.
Die Reise durch die verschiedenen Länder der Europäischen Union hinterlässt einen durchweg positiven Eindruck auf mich. Es ist wunderbar zu sehen, wie sich ehemalige Ostblockstaaten zu florierenden Ländern mit eigener Kultur, aber durchweg hohen Standards in Sachen Lebenshaltung und -qualität entwickelt haben. Die technische Entwicklung scheint so zügig voran zu gehen, dass sogar Old Germany langsam aufpassen muss, nicht den Anschluss zu verlieren, im wahrsten Sinne des Wortes.
Ich komme nicht umhin zu behaupten, ich bin ein noch größerer Befürworter einer Europäischen Union geworden. Uns allen sollte es wichtig sein, noch enger zusammen zu rücken, allen Mitbürgern gleiche Chancen zu ermöglichen, ein gleiches Bildungsniveau zu schaffen und eine Zukunft zu gestalten, die unseren Kindern ein gutes und friedliches Leben ermöglicht.
Zurück zu den Protagonisten. Unsere beiden Freunde bekamen auch einen kurzen aber eindrucksvollen Einblick hinter den eisernen Vorhang. Obwohl man munkelt, dass es diesen nicht mehr gibt, wurden sie schnell vom Gegenteil überzeugt. Zweimal russische Einreise und zweimal Ausreise hinterlassen einen bleibenden Eindruck. Sofort hinter der Grenze eröffnet sich eine Welt, die sich von der gewohnten, heimischen Welt stark unterscheidet. Die Menschen, die Fahrzeuge, die Straßen, Häuser und Fabriken, selbst die Natur sind russisch geprägt, und das nicht im positiven Sinn. Auch wenn man es sicher nicht verallgemeinern kann, wirkt diese Welt sehr bedrückend und man wird sehr vorsichtig mit dem, was man so von sich gibt. Alte Geschichten aus vergangenen Tagen über Spione und Geheimorganisationen spielen dabei eine Rolle. Selbst die Maus, die in einem russischen Hotel auf einen der beiden Abenteurer traf, hatte Angst davor gefasst zu werden und zog es vor, schnell wieder zu verschwinden.
Aber auch diese Episode gehört zu unserem Abenteuer und wollte erlebt werden.
In toller Erinnerung bleibt den beiden Helden die unendliche Weite Skandinaviens. Stundenlang durch riesige Wälder mit Kiefern und Birken zu fahren, brennt sich tief in das Gedächtnis ein. Keine einzige Minute haben sie die heimischen Kurven vermisst, auch wenn die Reifen nach 7000 Kilometern gerader Straßen erste Kanten aufweisen. Einem Außenstehenden ist das Gefühl schwer zu vermitteln, das man zu Ross hat, wenn man über den Asphalt gleitet, den Elementen ausgesetzt ist und den Gedanken freien Lauf lassen kann. Die Zeit vergeht leider wie im Flug.
Jeden Abend verbrachten unsere Freunde an einem anderen Ort. Oft im Hotel, manchmal im Zelt. Und gerade die Übernachtungen im Zelt bleiben lange in Erinnerung. Speziell der spontane Ausflug an den nördlichen Polarkreis nebst Übernachtung im Zelt und Lagerfeuer am Abend werden sie wohl nie vergessen.
Mit einem großen Sack voller Erinnerungen und Fotos sind unsere beiden Reisenden gesund und munter zurück in der Heimat. Nach dem Motto „Nach der Reise ist vor der Reise“ gilt es nun, die dunkle Jahreszeit zu überstehen und in die Planungen für die nächste Saison zu starten.
In diesem Sinn verabschiede auch ich mich und bedanke mich sehr für die vielen lustigen Nachrichten und bei SN, für die tolle Arbeit als Wingman und Geschichtenschreiber.