Der Tag beginnt mit einem tollen Fruehstueck. Nur nicht fuer SU, SB und SN. Und fuer die anderen Gaeste wohl auch nicht. Am Nachbartisch schmiert sich ein aelterer Herr sein Toastbrot direkt auf der Tischdecke. Teller waren aus. Ein Fruehstuecksbuffet suchen wir vergebens. Es stehen lediglich ein paar Schalen mit Cerealien auf einem ansonsten leeren aber riesigen Sideboard. Wir werden zum Tisch geleitet. Freie Platzwahl gibt es nicht. Die mit Hussen verkleideten Stuehle sind recht niedrig, selbst bei meiner Koerpergroesse, und zwingen uns mit ihren seltsam positionierten und nicht verstellbaren Sitzkissen in eine ungewoehnliche Position. Am ehesten zu vergleichen ist das mit der Sitzhaltung von Kleinkindern auf dem Toepfchen. Ein junger Mann bringt uns die Fruehstueckskarte. Die faellt recht uebersichtlich aus. So wie auch mein „Full Breakfast“!

SU fragt sich durch seine Wunschliste um auf alles die selbe Antwort zu bekommen: „I am afraid, we have not.“ Dann die Frage der Fragen, aufgespart bis zum Schluss. „Do you have fruits?“ Die Antwort kenn ich schon! Die ist aber nichts gegen das Gesicht, das unser junger Freund macht. Als haette er in eine saure Zitrone gebissen. Fruechte? In seinem Muesli findet er dann tatsaechlich zwei Rosinen und freut sich darueber, dass die beim Ausleseprozess anscheinend uebersehen wurden.

Als ich mit meinem Gepaeck aus dem Haus komme, traue ich meinen Augen nicht. SU hat einen Freund gefunden. Bei naeherer Betrachtung faellt allerdings auf, dass es sich um einen Polizisten handelt, der sogar einen Schreibblock in der Hand haelt und Notizen macht. SU wird ausgequetscht wie eine heisse Zitrone. Es ist naemlich eingebrochen worden. Aus dem Buero und der Bar sind Dinge entwendet worden, darunter ein paar sehr teure Flaschen Wishky. Von SB wissen wir, dass eine Flasche allein leicht GBP1000,- an Wert erreichen kann. Moment mal, wo ist der eigentlich? Und war ihm nicht gestern Abend, bei unserer Heimkehr, ein Glas Whisky verwehrt worden? Die Tuer geht auf und SB kommt bestens gelaunt heraus, die Taschen seltsam ausgebeult. Besser nicht fragen, unauffaellig bleiben. Unverbindlich laecheln.

SU gibt einen kurzen Wetterbericht. Ab Mittag wird‘s trocken. Dann Super Wetter. Bis dahin troepfelt es nur ein bisschen. Regenklamotten koennen erst mal im Koffer bleiben. Das Briefing kommt mir bekannt vor. 10min spaeter fahren wir im stroemenden Regen und warten darauf, dass endlich ein Unterschlupf zum Umziehen vorbeikommt. Wir werden bitter enttaeuscht.Nach knapp einer Stunde bei 8 Grad im Regen sind die Unterhosen mit Eiswasser vollgelaufen. Komisch, dass nichts mehr rauslaueft! Und damit das auch so bleibt, kommen jetzt die Regenklamotten drueber. Viereinhalb Stunden Regen, mit wechselnder Intensitaet. Das ist der Grund, warum der Rasen hier so gruen aussieht. Trotzdem macht das Fahren Spass. Die Wolkenfetzen zwischen den Bergen geben fantastische Motive ab.

Zum ersten mal auf dieser Reise stelle ich am Bordcomputer den Regenmodus ein. Das fuehrt zu deutlich verminderter Leistung und sanfterer Gasannahme, bei Reduktion des maximal zulaessigen Schlupfes fuer Einsaetze unter Wasser. Ausserdem wird die Federung von Offroad auf Comfort geaendert. Dadurch wird fuer den Fahrer der Terrainfollowing-Modus deaktiviert. Waehrend SU und SB in jeder Senke abtauchen, gleite ich oberhalb des Transitionlevel sanft uber die Piste.

Kurz bevor wir das heutige Etappenziel erreichen, kommen wir an eine T-Kreuzung, von der es in alle Richtungen staut. Ein paar Zivilisten regeln den Verkehr. Kurze Zeit spaeter ist der Krankenwagen da. Der Rettungshubschrauber landet fast zeitgleich. Beim Vorbeifahren sehen wir das Drama. Es ist ein Motorradunfall. Die restlichen 30min Fahrzeit ist es still in meinem Kopf. Das will verarbeitet werden.

Bei Ankunft an unserem B&B trifft mich fast der Schlag. Wir sollen in einem Schuppen schlafen? Zum Glueck ist das nur das Haus der Pfoertnerfamilie. Ueber einen von Baeumen gesaeumten Schotterweg fahren wir auf Powis Manor vor.

Vor der Tuer der obligatorische Land Rover Defender. Der erinnert mich an das Modell aus „Shaun, das Schaf“. Die Tuer oeffnet sich, und unsere Gastgeberin empfaengt uns mit einem freundlichen Laecheln. Perfekt.

Die Lounge.

Wir beziehen unsere Zimmer und lassen uns nach einer erfrischenden Dusche ein paar Restaurants empfehlen. Und wir werden sogar auch noch hingefahren, leider nicht mit dem Defender. SB faehrt mit dem MoFa. Er muss naemlich dringend zum Arzt. Zum Glueck wird er geheilt und mit einem Sack Medikamente wieder auf freien Fuss gesetzt. Die knapp vier Kilometer zurueck laufen wir, also SU und SN. Seit Polen 2017 bin ich ganz Anderes gewoehnt.

Dass SB uns halbnackt auf dem Flur empfaengt, haben wir jedoch nicht ahnen koennen. Das macht mich fertig.

Erst mal sitzen! Dann schlafen!

Aber vorher zeige ich SU noch mein Badezimmer.

Echtholz, wie im ganzen Zimmer!

Nanu, was ist das denn? Hat SU auch. Beim ihm ist‘s, um das Licht an zu schalten. Also ziehe ich dran. Passiert aber nix. Doch, oben an der Decke leuchtet was rotes. War das vorher auch schon? Und es klingelt irgendwo im Haus. Es hoert gar nicht mehr auf. Oh, verdammte Wurst. Das war wohl die Reissleine fuer Notfaelle!? Warten wir jetzt, bis die Gastgeberin ins Zimmer gestuerzt kommt? Oder tun wir was? Wir tun was und warten gespannt, ob es weiter klingelt. Ja, tut es. Wir suchen eine alternative Lichtquelle und versuchen uns an einer Ferndiagnose. Die Strippe endet naemlich erst in fuenf Metern Hoehe in der Decke. So weit reichen meine Augen nicht. Am Ende zieht SU noch mal mit Schmackes an der Leine. Das Kind ist sowieso schon in den Brunnen gefallen. Und siehe da, das Licht geht an. Das klingel ist weg. Ein Blick auf die Uhr sagt, dass es herade die volle Stunde ist. Und unser Gehoer verraet uns im Zusammenhang mit dieser Tatsache, dass es sich um eine Wand- oder Standuhr mit mechanischem Aufziehwerk handelt.

Anscheinend ist es Zeit fuer‘s Bett. Gute Nacht.

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VonVader