Rueckblende

[GESTERN ABEND]

Wir treffen uns im Gemeinschaftsraum der Pension, um den Tag zu analysieren. Im Kuehlschrank finden wir stilles Wasser. Interessiert stellt Muddi fest, dass es sich um Pfandflaschen aus dem Produktsortiment von Edeka handelt. Und das, wo es doch in Oesterreich gar kein Pfandsystem gibt. Mein Einwand, dass die Flaschen von den Pensionsbetreibern bei einem Grenzuebertritt erworben wurden und nach dem Verzehr sicher zurueck in den Systemkreislauf gegeben werden, wird einfach weggebuegelt. „So´n Quatsch!“ Ich gucke etwas konsterniert. Aber der Genuss von ein Stueckchen Heimat laesst die schlechte Laune schnell verfliegen. Zum Glueck sind es genau drei Flaschen.

Punkt 22:03:19 verlaesst Muddi die Veranstaltung mit Verweis auf den fuer ihn so wichtigen Schoenheitsschlaf. Junior und ich kennen die traurige Wahrheit. Nicht umsonst wuenschen wir uns immer ein spaetes Fruehstueck.

22:05:30 oeffnet sich die Tuer zum Gemeinschaftsraum. Wir glauben natuerlich, dass Muddi noch schnell Gute Nacht sagen will. Knapp daneben. Ein 2-Meter-Schrank marschiert mit entbloesstem Oberkoerper herein und macht sich am Kuehlschrank zu schaffen. Seine Laune ist nicht bestimmbar. Vorsichtig frage ich, ob er nach etwas Bestimmten suchen wuerde.

Ja, meine Wasserflaschen!

Ich lasse die Flasche vom Tisch verschwinden, solange er uns noch den Ruecken zuwendet. Nachdem er den Kuehlschrank drei mal auf den Kopf gestellt und durchgeschuettelt hat, stellt er fest, dass die Flaschen nicht mehr da sind. Ich sage mal nix, ueberlege aber, alles auf Muddi zu schieben. Junior haelt dem Druck nicht Stand. Und es platzt aus ihm heraus.

Wir waren das!

Famous last words. Aber wir haben Glueck. Es ist ein sanfter Riese. Er laechelt nur und geht. Wir schliessen heute Nacht ab!!!

Der neue Tag beginnt wie immer. Muddi sitzt am Fruehstueckstisch und ist schon lange fertig, als wir herunterkommen. Eine Stunde mehr Schlaf haette ihm gut gestanden und unsere Augen geschont. Aber … Muddi laechelt … noch.

Wider Erwarten ist das Wetter besser als erwartet. Die von Muddi heraufbeschworenen sintflutartigen Regenfaelle bleiben aus. Da es von unten aber nass ist, bleiben wir bei unserem Plan, Oesterreich in Richtung Slowenien via Autobahn zu verlassen.

Jetzt laechelt Muddi nicht mehr. 😉

Kaum dass wir in Slowenien die Schnellstrasse verlassen, sind wir Offroad unterwegs. Schotter, Sand, Geroell. Von jetzt an geht´s nicht mehr so schnell voran. Das liegt aber hauptsaechlich daran, dass wir hinter einem Polizeiauto hinterherjuckeln. Und dass die 20km lange Baustelle alle 500m von Ampeln unterbrochen wird, die den eingleisigen Betrieb regeln. Dass wir Stunden spaeter im Verkehrsinfarkt von Zagreb stecken werden und uns die Suppe bei 25° im Schatten aus den Aermeln und Hosenbeinen herauslaeuft wie aus undichten Bratschlaeuchen, wissen wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

In Slowenien sehen wir uebrigens etwas, was meine Frau schon seit vielen Jahren auch fuer Deutschland fordert …

… mit Solar-Panels ueberdachte Parkplaetze. Das reduziert die Temperatur im abgestellten Auto. Das Eis schmilzt nicht mehr so schnell im Kofferraum. Die Panels muessen nicht auf dem Feld rumstehen. Und es ist nachhaltig.

Kurz vor dem Ziel muss ich mal auf´m Feld rumstehen.

Du stehst nicht in der Mitte!

Moment. Das haben wir gleich.

Als wir am Hotel ankommen blicke ich auf mein Navi und denke …

… an irgendwen erinnert mich das. Wenn ich nur wuesste an wen, oder woran!

Ich telefonier mal schnell rum und frag Muddi und Junior, ob sie eine Idee haben.

Aber es kommt keine Antwort. Der Tag ist gelaufen. Gute Nacht.

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VonVader

Ein Gedanke zu „Wasser gibt es ueberall“
  1. Et is furchtbar, da flieht man(n) bis nach Bosnien, um dann doch die eigene Frau vor sich stehen zu haben. Mit jedem Glas, was man(n) trinkt, an die Ehegattin erinnert zu werden, verhindert aber evtl. übergriffige Gedanken oder Handlungen an hübschen Kellnerinnen 😉. Da erscheint sogar das Wort BOSSnien in einem ganz neuen Licht… Es gibt kein Entrinnen, haha.
    Muddi und Junior hat es besser erwischt. Ihre Erinnerungen sind für 10 Tage ausgelöscht.
    Ich würde auch gern aus Shirt und Hose auslaufen, aber hier ist es kalt, 18 Grad. Wenn man da ausläuft, friert man noch mehr… Schickt mal etwas Sonne und Wärme rüber!
    Bei uns gibt`s nicht viel Neues. Ich hatte gehofft, diese Woche Luft von unserem Junior zu haben, weil er ja auf Klassenfahrt ist. Aber offensichtlich schafft er es zwischendurch immer wieder, sein Handy heimlich anzumachen und mich mit total wichtigen Fragen zu löchern. Mpf. Auch hier gibts kein Entrinnen. Einmal Mutter, lebenslänglich.
    Dafür erfahre ich an anderer Stelle Entlastung. Ich weigere mich erfolgreich abends zu kochen, und unser Grosser hat das auch sofort eingesehen und rührt nun selbst im Topf rum. Dafür gibt`s zwar die ganze Woche Aufgewärmtes von Montag aber ich denke, wir werden überleben. So`n bisschen Flaum aufm Essen ab Donnerstag wird uns nicht gleich umbringen. Eine Mutter hat ja noch 1000 andere Aufgaben, denen sie sich widmen muss: dem Rasen beim Wachsen zuschauen, auf die nächsten Folgen von Bridgerton warten, mit den Nachbarn schnacken, sich verstecken oder zumindest tot stellen, wenn sich das Kind nähert und irgendwas will usw. Ich wäre eine sehr erfolgreiche Obi-Fachverkäuferin. Kompetent, aber unsichtbar. Und ab und an erklingt meine Stimme aus dem Off „Herr LG123 bitte für die Mitarbeiterin JG456 den Wäschekorb in den HWR UG bringen.“ Und wenn ich ganz grosses Glück hab`, sieht er da meine out of office Nachricht und den Zettel auf der Waschmaschine liegen mit der Anleitung, wie sie zu benutzen ist.
    Ok, nun bin ich abgedriftet in einen Tagtraum… aber heute und morgen darf ich noch träumen, bevor am Freitag die kleine Heuschrecke wieder einfällt. Und die findet mich überall, egal wie sehr ich die Schildkröte mache oder mich im Gang E7 verstecke.
    #graswirdgrünerwennmansbeobachtet#versteckenistbesseralsverrecken#hiddenOBIchampion#kannmandasnochessen#flaumkommtvonflauschigundflauschigistwasgutes#

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