Heute Morgen 10:15, die qualifizierten Teilnehmer treffen sich zur Abfahrt. Zum Glueck hab ich meine Fussbank dabei, um auf das Mofa zu klettern.

Genug getroedelt! Muddi hat die Temperatur auf 19 Grad eingestellt, mit der Possibilitee fue rein weniesch Ab kueh luung. Und es wird auf gar keinen Fall Regen geben. Hat Muddi gesagt. Los geht’s.

Nach ca 160km Fahrt, in Sichtweite zur franzoesischen Grenze, ist der erste Tank leer. Das Kind hat doch tatsaechlich nur den Tank aus dem Ueberraschungsei von letzter Woche angebaut. Und so sind wir gezwungen, unsere erste Pause einzulegen. Muddi nutzt die Gelegenheit, um sich erst mit dem Kleinen an der Tanksaeule vorzudraengeln und danach das Reifenluftdruckgeraet zu blockieren. Der abgedraengte Autolenker ist not amuzed. Aber die Motorrad fahrende aeltere Dame, die nach Luft schnappt und um Atem ringt, waehrend Muddi auf‘m Schlauch steht, bleibt erstaunlich gelassen. Und dass obwohl sie einen ganzen Kopf groesser ist.

Bei diesem Stopp faellt ausserdem auf, dass dem Kleinen sein Sack verrutscht ist. Er haengt auf der einen Seite der Sitzbank halb herunter. Muddi muss ran und richten.

10min spaeter empfaengt Frankreich uns mit 13 Kreisverkehren auf 500 Metern. Fuer heute haben wir genuegend Kurven. Danke.

Muddi hat eine schoene Strecke durch‘s Hinterland ausgesucht. Die Strassen werden immer kleiner. Schilder, die den miserablen Strassenzustand entschuldigen sollen werden immer haeufiger. Dabei faellt mir ein Schild besonders ins Auge. „Chaussee degradee“! Es handelt sich hierbei um Strassen, die nach einer erzwungenen Begradigung ihres Verlaufs vor mehreren Jahrzehnten, aehnlich den damals in Deutschland ueblichen Flussbegradigungen, nun wieder renaturiert und in ihren Ursprungszustand zurueckversetzt wurden. Das gilt aber leider auch fuer den Belag, weswegen auf jedes Degradee-Schild auch unmittelbar ein Deformee-Schild folgt.  So viel Liebe zur Natur haette ich den Franzosen gar nicht zugetraut. Egal, wir sind ueberwiegend allein auf diesen Strassen unterwegs. Die Aeste der in die Strasse ragenden Baeume peitschen in unsere Gesichter. Wir sind eins mit der Umgebung, eins mit der Natur.

Lange kann der Spass allerdings nicht anhalten, da das Ueberraschungsei bald wieder leer ist. Wir verlassen den Bergkamm der Vogesen und kehren in die Zivilisation zurueck, um nach einer Tankstelle zu suchen. Es ist inzwischen ca 17:00. Die letzte Etappe steht bevor. Noch etwa 170km to go. Wir entscheiden uns, zum Grande Ballon hochzufahren. Die Temperaturen sinken mit jedem Hoehenmeter, die Wolkenuntergrenze leider auch.

Unser Sproessling zieht sich seine Matschhose an.

Dabei faellt mir etwas Verblueffendes auf …

… die Wolken im Hintergrund verheissen bestimmt nichts Gutes. Dummerweise vertraue ich auf Muddies Versicherung, dass es allenfalls ein kleiner Schauer wird. 5min spaeter halten wir im stroemenden Regen nochmal an, damit ich mir mein Regencape ueberwerfen kann. Der Grande Ballon ist prall gefuellt und laesst eine grande Menge Wasser zusammen mit uns den Berg hinab. Die schoenen Kurven, alle dahin. Von der Sicht ganz zu schweigen.

Aber ausser an ueberfluessigem Wasser sind die Franzosen auch reich an dummen Ideen. An unzaehligen Spitzkehren auf dem Weg ins Tal wechselt der Strassenbelag von Asphalt zu Kopfsteinpflaster. Nur fuer die Kurve!!! Ich kann‘s kaum glauben! Mit meinen Kloetzchenreifen fuehlt sich das an, wie auf Hackenschuhen uebers Eis. Den anderen beiden geht‘s aber anscheinend auch nicht besser.

Nach einer guten halben Stunde kommt zu dem stroemenden Regen interessanterweise auch noch die Sonne hinzu, die uns direkt ins Gesicht scheint. Wir werden fuer unsere Entbehrungen mit einem doppelten Regenbogen belohnt, den wir aber kaum sehen koennen, weil die Sonne so stark blendet. Nach nur einer Stunde ist der Regen vorueber und wir foenen uns auf dem Rest der Strecke mit dem Fahrtwind trocken.

Am Hotel angekommen muessen wir uns den Weg zur Rezeption gegen viele kleine Asiaten erkaempfen, die gerade mit ihrem Reisebus eingetroffen sind. Erinnerungen an die Ostsee-Tour werden wach. Und ich befuerchte, dass sich unsere Abreise morgen wegen der vielen Foto-Anfragen um mindestens eine Stunde verzoegern wird. Ich zweifele nicht daran, dass unsere asiatischen Freunde heute Nacht am Eingang Wache halten, um unsere unbemerkte Abreise zu verhindern.

Bevor es ins Bett geht schmiert Muddi dem Kleinen noch liebevoll den Ruecken ein.

Ich hab gesagt, das Minzoel muss auf die Brust. So geht der Schnupfen nicht weg. Aber auf mich hoert ja keiner. 😭

„Darf ich heute ein bisschen laenger aufbleiben. Biiiiiiitteeee!“

Na klar, ein wenig lesen darf er noch.

Dann koennen Muddi und Vader auch endlich Schluss machen.

Gute Nacht!

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VonVader

2 Gedanken zu „Es wird nicht regnen …“
  1. Wow, die Ähnlichkeit von SZ mit dem … (hab‘ den Namen vergessen) ist erstaunlich. Die Gesichtstattoos fehlen, aber das würd‘ ich dem Jungen auch nicht erlauben. Sieht aus, als ob er dann doch in seinem eigenen Bett geschlafen hätte… 😂. Eure liebevoll konsequente Erziehung trägt Früchte. 👼🏻👨‍👨‍👦❤️
    #uselessadvices#frohwitwe#

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